Das WBV Mid-Season-Meeting markierte am vergangenen Samstag, den 2. März 2024, den Beginn einer neuen Ära im Wiener Schiedsrichterwesen. Das Format und die Gestaltung dieser verpflichtenden Clinics wurden grundlegend von der FIBA und Basketball Austria aktualisiert und an die Herausforderungen der heutigen Zeit angepasst.
Daher haben WBV-Schiedsrichterreferent Christoph Rohacky, FIBA National Instructor Paul Valentin, Regional Instructor „Ost“ Clemens Salomon sowie An- und Umbesetzungsreferent „Ost“ Stefan Jäger dieses erfolgreiche Konzept auch für den Wiener Basketball Verband umgesetzt.
Interaktive Schulungen und Kommunikation
Anstelle von stundenlangen Frontalvorträgen sollen die Inhalte durch die Teilnehmenden selbst interaktiv erarbeitet werden. In Workshops und Kleingruppen sollen durch die Analyse von Video-Clips zu Schwerpunktsegmenten sowie auf dem Spielfeld durch kurze, prägnante und fachlich versierte Kommunikation regelkonforme und begründete Auflösungen gefunden werden. So können die Referees ihr Regelwissen unter Beweis stellen, aber auch den Austausch mit den anderen Crewmitgliedern sowie mit den Spielbeteiligten wie Coaches und Spieler:innen üben.
Zudem sollen sie Kompetenzen im Bereich Emotions- und Konfliktmanagement erwerben. In einem derart kompetitiven und komplexen Umfeld, in dem viele Personen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Alter sowie mit verschiedenen Levels an Basketball-Know-how und -Erfahrung tätig sind, sind offene Gespräche und ehrliches Feedback zentrale Elemente für eine positive Zusammenarbeit. Taktisches Wissen und Verständnis für die Situation der Spieler:innen und Trainer:innen sind notwendig, um respektvoll und auf Augenhöhe zu kooperieren.
Transparente Richtlinien für Konsistenz
Den Abschluss solcher Seminare muss jeweils eine klare und transparente Vorgabe seitens der Verantwortlichen im Schiedsrichterreferat bilden, die für alle verbindlich ist und den persönlichen Interpretationsspielraum der Spielbeteiligten auf ein Minimum reduziert, um die wichtigsten Ziele der Schiedsrichter:innen zu erreichen: Konsistenz und Berechenbarkeit. Abseits von diesem neuen „Stil“ in der Arbeit mit den Schiedsrichter:innen wurde die adaptierte Schiedsrichterordnung des ÖBV vollumfänglich im WBV umgesetzt.
Resultat der verbesserten Bedingungen
Nach der durch die Wiener Vereine dankenswerterweise ermöglichten deutlichen Verbesserung der Konditionen konnten in diesem Jahr in zwei abgehaltenen Schiedsrichterkursen über 15 neue Mini- und Landesverbandsschiedsrichter:innen ausgebildet werden, wodurch die Servicequalität für die Vereine signifikant optimiert werden konnte und kaum mehr Wettspiele abgesagt oder verschoben werden mussten.
In Summe kommen mit 60 gemeldeten Landesverbands- und 39 registrierten Mini-Refs mehr als 35% der in Österreich tätigen Schiedsrichter:innen aus Wien. Diese leiten pro Saison etwa 1.400 Spiele. 22 dieser 99 Refs sind weiblich.
Trainerintegration für bessere Zusammenarbeit
Durch die Zusammenarbeit mit der FIBA konnten wir es den WBV-Referees ermöglichen, auch internationale Expert:innen wie die FIBA-Psychologin Dubravka Martinović aus Kroatien, den Chef der deutschen BBL-Schiedsrichter Nebojsa Kovačević und den ehemaligen Chef-Ansetzer der Euroleague Richard Stokes zu hören. Dieses „Blicken über den Tellerrand“ und das Orientieren an globalen Standards sind unverzichtbar für die stetige Weiterentwicklung.
In Zukunft sollen auch die Trainer:innen des WBV noch stärker eingebunden werden, damit Refs und Coaches in den Bereichen Fachwissen und Taktik voneinander lernen und dadurch eine vorbehaltlose Zusammenarbeit auf dem Spielfeld ermöglichen können. Erfreulich ist auch der Einsatz der WBV-Schiedsrichter:innen in WBV-Partnerbewerben wie ACSL und Schulmeisterschaften. 12 WBV-Stammschiedsrichter:innen sind zudem in den heimischen Top-Ligen als ÖBV-Referees tätig.
Anerkennung und Wertschätzung des Berufsbilds
Auch das einzigartige Wiener Projekt „Mini-Schiedsrichter:innen“, das bereits in anderen Nationen und Sportarten wie etwa Fußball für Interesse gesorgt hat, soll weiter ausgebaut werden. Petra Hönig und Roland Schönhofer investieren unterstützt von Elias Reinhold und Hirbod Mahdavi viel Zeit und Herzblut in die Arbeit mit diesen jungen Nachwuchshoffnungen im Rahmen der Mini-Turniere.
Der Übergang zu den älteren Jahrgängen soll künftig noch besser begleitet werden, um den Referees entsprechende Perspektiven zu bieten und sie im „System Basketball“ zu halten. Schließlich geht es darum, das „Berufsbild Basketball-Schiedsrichter:in“ attraktiver zu machen und Referees trotz ihrer teils undankbaren Aufgabe als einen elementaren Bestandteil des Basketballsports zu akzeptieren und wertzuschätzen.